Blauer Panther – Nominierte im Gespräch

„Die Perlen aneinanderreihen“

Der bayerische Fernsehpreis präsentiert sich 2022 in neuer Ausrichtung und neuem Ambiente – er heißt jetzt Blauer Panther TV & Streaming Award und wird erstmals im Rahmen der MEDIENTAGE MÜNCHEN verliehen. Nun können neben TV-Produktionen auch Produktionen für Streaming-Plattformen oder Web-Kreative von Social-Media-Formaten einen Preis erhalten.

Nominierte Schauspieler:innen und Produzent:innen, die für ihre Filme und Serien auf eine der begehrten Auszeichnungen hoffen dürfen, haben auf einer MEDIENTAGE-Bühne über ihre preiswürdige Arbeit gesprochen: unter ihnen Christian Becker, Geschäftsführer und Produzent der Rat Pack Filmproduktion, sowie seine Kollegin Amara Palacios, die dort als Produzentin tätig ist. Sie hat den ersten Original Movie für Amazon Studios in Deutschland, „One Night Off“, realisiert. Darin geht es um einen jungen Familienvater, der mit seinem Baby eine Nacht allein ist, weil seine Frau beruflich verreisen muss. Als er erfährt, dass just an dem Abend sein Lieblingsclub zum allerletzten Mal geöffnet wird, nimmt er das Baby kurzerhand zur Abrissparty mit. „One Night Off“ ist für den Publikumspreis als beliebtester Film nominiert.
Dem Amazon-Projekt sei der Erfolg nicht in die Wiege gelegt gewesen, verriet Rat-Pack-Geschäftsführer Becker. Der Stoff, ursprünglich aus den USA, sei von einer ganzen Reihe von hiesigen Firmen optioniert worden, es sei aber über die Zeit von zehn Jahren kein Film zustande gekommen. Erst als Becker beschlossen habe, eine Drehbuch-Adaption von Murmel Clausen, der viel für Matthias Schweighöfer gearbeitet hat, und eine Fassung von Doran Wisotzky zusammenzuführen, habe das Projekt Form angenommen. Als dann noch Martin Schreier als Regisseur an Bord gekommen sei und Emilio Sakraya als Hauptdarsteller unterschrieben habe, sei nur noch die Corona-Pandemie zum Problem geworden. Mehrere hunderttausend Euro hat es laut Becker gekostet, die 200 bis 300 Komparsen für die Disco-Szenen täglich auf das Covid-19-Virus zu testen. Rat Pack habe dafür riesige Trucks mit Test-Equipment gebucht.
In der Kategorie Bester Schauspieler ist Bruno Alexander nominiert, und zwar für seine Rollen als Boris Becker in „Der Rebell – Von Leimen nach Wimbledon“ (RTL) sowie als Titus in der Serie „Die Discounter“ (Amazon Prime Video), die gleichzeitig für den Publikumspreis als beliebteste Serie zur Wahl steht. In „Die Discounter“ zeichnet Bruno Alexander außerdem für Drehbuch, Regie und Schnitt verantwortlich. So gesehen darf er sich möglicherweise über zwei Auszeichnungen beim Blauer Panther TV & Streaming Award freuen.

Auf die Frage von Torsten Zarges, Journalist und Moderator der Panel-Diskussion, wie sich die Arbeit beim Boris-Becker-Film zu der von „Die Discounter“ unterschieden habe, sagte Bruno Alexander: „In ‚Die Discounter‘ wird viel improvisiert. Da lasse ich mich in die Szene fallen. Außerdem bin ich gleichzeitig ja noch der Regisseur. Bei einem Film wie ‚Boris Becker‘ muss man emotional wach und äußerst gut vorbereitet sein. Da hätte ich niemals zwischen den verschiedenen Aufgaben switchen können.“
Carsten Kelber, der als Geschäftsführer und Produzent bei Pyjama Pictures die Serie „Die Discounter“ realisiert hat, sprach über den Entstehungsprozess. Er verriet, dass das Drehverhältnis, also die Stunden an Drehmaterial zum ausgestrahlten Material, „in keinem Verhältnis gestanden“ hätten. Bei „Die Discounter“ habe es 120 Stunden Material gegeben – nur ein Bruchteil davon sei verwendet worden. Unterdessen freue es ihn sehr, dass man „für die Streamer nicht konfektioniert arbeiten“ müsse, also nicht auf die Minute genau, wie das bei den meisten Film- und Fernsehproduktionen der Fall ist. Die Vorgabe von Amazon Prime sei gewesen, dass eine Folge rund 15 Minuten dauern soll. Je nachdem, wie die Handlungsstränge gepasst hätten, dürften die Folgen auch mal länger sein. „Man nimmt rein, was der Folge guttut“, erklärte Kelber. Und Bruno Alexander ergänzte: „Man reiht die Perlen aneinander.“